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-Prolog-
Es war wieder einer dieser endlos langen Tage. Grau und regnerisch. Laura kaute gelangweilt auf ihrem Kaugummi herum. Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. Sie antwortete mit einem Schulterzucken und verdrehte genervt die Augen. Ich brummte leise und wandte mich wieder unserem Deutschlehrer zu. Dieser schwafelte irgendetwas von Rhetorik und neuem Lesestoff. Ich blickte wieder zu Laura.

Seit mir mein Freund Jacob erzählt hatte, dass er letztes Schuljahr in Laura verknallt gewesen war und sogar mal ein Date mit ihr hatte, war sie mir ein Dorn im Auge. Ich blickte zu ihm und er erwiderte meinen Blick. Er schenkte mir sein vertrautes, unschuldiges Lächeln. Dann schaute er wieder nach vorne zum Lehrer, während mein Blick auf ihm verweilte.

Plötzlich drehte er erneut den Kopf, jedoch blieb er bei Laura hängen und musterte sie für einige Sekunden, bevor er dann zu mir blickte. Wieso hatte er sie so lange angestarrt? Empfand er doch noch etwas für sie?

Ich schaute zu Laura und sie starrte mich mit einem fragwürdigen Blick an. In diesem Moment entschied ich, dass sie sterben musste.

Es war, als hätte man einen Schalter in meinem Kopf umgelegt. Mit einem Mal war ich nur noch auf diesen einen Gedanken fixiert. Statt dem Unterricht weiter zu folgen, konzentrierte ich mich darauf, wie ich Laura am besten töten konnte, ohne dabei erwischt zu werden.

Laura war ein bildhübsches Mädchen und gefühlt jeder Junge in der Klasse stand auf sie. Aber es war auch schwer, nicht auf sie zu stehen. An ihr führte kein Blick vorbei: Sie war groß, schlank und blond. Ihre blauen Augen schienen immer zu strahlen und sie hielt für jeden ein Lächeln bereit. Die Jungs buhlten um ihre Aufmerksamkeit und die meisten Mädchen unserer Klasse versuchten mit ihr befreundet zu sein. Sie genoss es, im Mittelpunkt zu stehen und diese Aufmerksamkeit zu erhalten. Ihre besten Freundinnen Hannah und Samantha waren etwas unscheinbarer mit ihren braunen Haaren. Laura hatte sich die beiden gut ausgesucht. Mit ihren langen blonden Haaren stach sie aus dieser Clique immer direkt hervor.

Seit Ende Februar die Temperaturen so mild geworden waren, fuhr ich wieder täglich mit dem Fahrrad zur Schule. Ungeachtet, dass es anfänglich morgens noch dunkel war, liebte ich die Abkürzung über die abgelegenen Feldwege. Obwohl meine Mutter immer davor warnte, hatte ich keine Angst, wenn ich auf meinem Fahrrad dort entlang fuhr. Die Stille und Dunkelheit gaben mir immer ein beruhigendes Gefühl.

Als ich damals Jacob davon erzählt hatte, beäugte er mich nur mit einem seltsamen Blick. Diesen Blick warf er mir in letzter Zeit immer häufiger zu. Wir waren mittlerweile vier Monate zusammen, aber dennoch konnte ich bisher noch nicht all seine Blicke richtig deuten.

Waren es wirklich erst vier Monate? Mir kam die Zeit schon viel länger vor. Anfangs war mir die englische Aussprache seines Namens befremdlich vorgekommen. Doch ich hatte mich schnell daran gewöhnt und konnte mir heute sowohl Jacob wie auch seinen Namen nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. Ich wusste, er gehörte einfach zu mir!

Jacob blickte schon wieder zu Laura und sie lächelte ihm unauffällig zu. Dachten die beiden, ich würde es nicht bemerken? Innerlich kochte ich vor Wut. Die Klingel, die das Ende des heutigen Schultags ankündigte, riss mich aus meinen Gedanken. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und lief eilig hinaus.

Wutentbrannt verließ ich das Schulgebäude und hoffte, dass sich mir heute niemand in den Weg stellen würde. Ich wollte einfach nur mit meinen Gedanken allein sein.

„Hey Corinne, warte mal!“ - Jemand rief meinen Namen und ich blieb stehen. „Alles okay bei dir?“, fragte Jacob.

Als ich zögerte, packte er meinen Arm und drehte mich zu sich herum. „Was ist los? Du bist so schnell abgehauen, dass ich Mühe hatte, dich noch einzuholen. Bist du irgendwie sauer auf mich?“

Ich blickte direkt in seine braunen Augen und mein Ärger verrauchte etwas. Mit diesem unschuldigen Rehblick konnte ich ihm nie lange böse sein. Er bückte sich zu mir herunter und drückte seinen Mund auf meine Lippen. Jacob war ungefähr einen halben Kopf größer als ich. Er war schlank und gut gebaut. Seine zarten Lippen auf meinen zu spüren, ließ mein Herz immer schneller schlagen.

In diesem Moment schien die Zeit still zu stehen und alles andere auf der Welt verlor jegliche Bedeutung. Es zählten nur noch Jacob und ich. Er zog mich fester an sich und ich spürte die Wärme seines Körpers. Ich blickte tief in seine Augen und wusste, alles war in Ordnung. Nichts und niemand konnte sich zwischen uns drängen.

„Bis morgen, Jacob!“, flötete Laura mit lieblicher Stimme, als sie an uns vorbeilief und die Wut flammte erneut in mir auf.


ISBN: 978-3-757506-32-2
116 Seiten

EPUB ISBN: 978-3-757506-33-9

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